Als das „Dazwischenstehende“ bzw. „in der Mitte befindliche” sind Medien unmittelbar mit der Frage nach dem Raum und räumlichen (An-)Ordnungen verbunden. Dieser Zusammenhang drückt sich bereits in klassischen medienwissenschaftlichen Topoi wie dem “global Village” oder dem “Verschwinden des Raumes” aus. Im Zuge des Spatial Turn in den Geisteswissenschaften und unter dem akuten Eindruck der ubiquitären Verfügbarkeit lokativer Medien und ortsbasierter Technologien wurde die Frage nach dem grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Medientechnologie bzw. -nutzung und Raumproduktion in den 2000er Jahren aktualisiert und neu zur Diskussion gestellt:
Befunde einer “mediatization of space” bzw. einer „spatialization of media“ sowie Konzepte von “mediated localities” und „locative media“ stehen dabei stellvertretend für eine Forschung, die sich seitdem produktiv am Schnittpunkt von Medienwissenschaft und Human-, Sozial- sowie Kulturgeographie etablieren konnte und aus der sich das Selbstverständnis der Arbeitsgruppe Mediengeographie ableitet.
Die AG bündelt diese interdisziplinären Ansätze, um gegenwärtige und historische Relationen von Medien und Räumen untersuchbar zu machen. Im Vordergrund stehen dabei Vorgänge der Selbst- und Fremdverortung, der sensorischen Erfassung von Personen, Dingen und Räumen in sowohl pre- als auch post-digitalen Forschungszusammenhängen. Die mediengeographische Perspektive ermöglicht historische Trajektorien konkreter Medien- und Raumpraktiken des Lokalisierens, Navigierens und Kartographierens in den Blick zu nehmen, ohne dabei auf singuläre (digitale) Medientechnologien beschränkt zu bleiben.
Gleichzeitig hat die AG Mediengeographien das Ziel, bereits existierende Einzelmediengeographien (Filmgeographie, Spielgeographie, Literaturgeographie) zusammenzuführen. In diesem Sinne fokussiert die AG Mediengeographien Medien als ubiquitäre Vermittlungsinstanzen zwischen Räumen, Orten, Menschen und Dingen, die zu veränderten Formen von Raumorganisation, -wahrnehmung und -aneignung führen.
Die mediengeographische Perspektive ergänzt das klassische medienwissenschaftliche und geographische Methodenrepertoire um ortsbezogene, situative und mobile Methoden und Ansätze, die sich als „nicht-medienzentriert“ beschreiben lassen. Damit schließt die Forschungsagenda der AG an Bemühungen der internationalen Geomedia und Mobility Studies an, Phänomene wie die vielschichtigen Erweiterungen und Überlagerungen des physisch-geographischen Raums durch Medien, die Ortsgebundenheit medialer Technologien und Praktiken sowie die Verknüpfung von ortsspezifischen Medien und mediatisierten Orten beschreibbar zu machen.
Neben der Frage nach historischen (Dis-)kontinuitäten, ist es ein Anliegen der AG Mediengeographien, orts- und situationsbezogene Fragestellungen in medienwissenschaftliche Gegenwartsanalysen einzubringen.
Durch Geomedientechnologien ermöglichte Verschränkungen von Online- und Offline-Räumen sind kennzeichnend für rezente Forschungsgegenstände, wie beispielsweise das semi-autonome Fahren, Smart Home- und Smart City-Konzepte. Im Sinne einer kritischen Mediengeographie leistet die Forschung der AG so einen Beitrag zu raumbezogenen gesellschaftlichen Diskursen, etwa zur „nachhaltigen“ Stadt- und Mobilitätsplanung.
In diesem Sinne verspricht die Forschung der AG neue Blickwinkel auf:
• Geomedien & Geomediatisierung
• Geomediale Schnittstellen (Interfaces)
• Praktiken des Lokalisierens, Navigierens, Kartierens
• (alltägliche) Mobilitätspraktiken
• Tourismus- und Logistikforschung
• geosurveillance bzw. geoprivacy
• (post-)digitale Städte
• gesellschaftliche Diskurse rund um Geomedientechnologien
• Geomediale Infrastrukturen (Stacks, Code/Spaces etc.)
• Geographien der Medien (Film, Spiel etc.)
Weitere Informationen, aktuelle Publikationen und Veranstaltungen gibt es auf unserer AG-Website: http://www.mediengeographien.de/.
Die Arbeitsgruppe tagt zweimal jährlich:
Die Arbeitsgruppe Mediengeographien steht allen Interessierten aus medienwissenschaftlichen und benachbarten Forschungsdisziplinen offen, die zu Fragen und Feldern der Mediengeographien forschen und lehren.
Zur internen Kommunikation dient eine Mailingliste, in die Interessierte gerne aufgenommen werden.
Bei Interesse an einer AG-Mitgliedschaft, Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an
kontakt@mediengeographien.de